Alles über Hagebutten
Nahezu unbeachtet reifen in Wäldern, Hecken und am Wegrand ab dem Spätsommer viele wilde Früchte wie die Hagebutte heran, die wir für die Küche, Gesundheit und Wohlbefinden nutzen können.
In diesem Artikel erwarten dich viele spannende Infos und Wissenswertes rund um die Hagebutte und fantastische Rezepte wie den Hagebutten Smoothie, Hagebuttenpulver und wildes „Ketchup”.
Also nix wie ran an die Sammelbeutel und Körbe los.
Hast du das gewusst?
Mit „Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm …“ ist nicht der giftige Fliegenpilz sondern die essbare Hagebutte gemeint.
Hagebutten
Support für die Abwehrkräfte
Den ganzen Herbst hindurch können wir Früchte der wildwachsenden Hundsrosen (Rosa canina) am Waldrand und in Hecken entdecken. Die Verarbeitung ist zwar etwas mühevoll, bzw. gilt es einiges zu beachten, aber der fruchtig-süße Geschmack belohnt die Arbeit wenn wir sie zu Köstlichkeiten wie Marmelade, Mus, Smoothie oder Likör verarbeiten.
Inhaltsstoffe
In Hagebutten stecken Gerbstoffe, Pektine, Fruchtsäuren, Carotinoide und viel Vitamin C. Nicht umsonst bezeichnet man sie als „Zitronen des Nordens“ und zählt sie, neben Sanddorn, zu den wichtigsten heimischen Vitamin-C-Lieferanten.
Achtung Juckpulver!
Unter dem dünnen, roten Fruchtfleisch der Hagebutten befinden sich kleine, feste Nüsschen, die umgeben sind von feinsten Härchen. Wen es nur bei der Vorstellung daran zu jucken beginnt, weiß Bescheid: Es handelt sich um Juckpulver. Beim Verzehr kann es Hustenreiz und Magenschmerzen auslösen, da die Härchen die Schleimhäute reizen. Wie man die Härchen los wird und ob das überhaupt notwendig ist, kannst du jeweils bei den Rezepten nachlesen.
Naturheilkunde
Spätestens ab Herbst heißt es: Abwehrkräfte unterstützen. Und das geht mit vitaminreichen Früchten bekanntlich besonders gut. Diese müssen aber nicht von weit her importiert werden, um uns herum wächst alles, was wir brauchen.
Täglich ein Tässchen Hagebuttentee oder 1-2 Löffel Hagebutten-Oxymel können für die kalte Jahreszeit fit machen.
Der Tee schmeckt wunderbar fruchtig mit dezenter Vanille-Note und wird auch von Kindern gerne getrunken. Lauwarm ist er ein tolles Erfrischungsgetränk bei Fieber und wirkt auch während einer Erkältung unterstützend.
Hagebutten sollen außerdem stoffwechselfördernd, harntreibend und entzündungshemmend wirken.
Hagebutten erkennen und sammeln
Wildwachsende Hagebutten (es gibt viele verschiedene Wildrosenarten) können alle bedenkenlos gesammelt werden, denn es gibt keine giftigen Hagebutten. Beim nächsten Spaziergang kann man also gerne zugreifen und ein paar der Früchte mitnehmen.
Zu finden sind Hagebutten ab September und dann fast den ganzen Herbst und Winter hindurch.
Mit der Zeit ändert sich allerdings die Konsistenz der Früchte.
Vor der Frosteinwirkung ist das äußere Fruchtfleisch, die Schale, fest. Nach den ersten Frösten (oder nach langen Regenperioden) werden die Hagebutten weicher und es bildet sich ein fruchtig-süßes Fruchtmus im Inneren.
Sammelt man also Hagebutten im Winter, sind sie meist schon weich, die Schale lässt sich mit den Fingern ein- und das Fruchtmus ganz einfach ausdrücken. Es schmeckt herrlich und kann einfach frisch genascht werden als Vitaminkick für zwischendurch.
Ganz ausführlich zeige ich das auch im Witchy fruits & deep roots — Herbst Onlinekurs inklusive Trick wie die haarigen Nüsschen im Inneren bleiben und nicht mit verzehrt werden.
Außerdem findest du dort auch wie du Hagebutten wild sammeln kannst und auf welche Erkennungsmerkmale es ankommt.
Witchy fruits & deep roots — Herbst Onlinekurs
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Teevorrat aus Hagebutten für den Winter
Sammelt man Hagebutten vor dem Frost, wenn sie noch fest sind, eignen sie sich wunderbar zum Trocknen. Getrocknete Hagebutten ergeben einen tollen Teevorrat und lassen sich zu Hagebuttenpulver verarbeiten. Solange sie noch fest sind, weisen sie angeblich auch einen noch höheren Vitamin-C-Gehalt auf, der dann mit der Zeit etwas abnimmt.
Hagebutten trocknen
Für den Teevorrat die Hagebutten mit einer Schere vom Strauch schneiden – Achtung Stacheln!
Danach unter laufendem Wasser gründlich abwaschen. Vögel hinterlassen in Hecken gerne Hinterlassenschaften.
Beide Enden (Stiel- und Blütenansatz) abschneiden und Hagebutten mit einem Messer zerkleinern (halbieren, vierteln). Sind die Hagebutten bereits weich, kann man sie schlecht zerkleinern. Es entsteht ein „Matsch”. Ein Grund, weshalb man für Teevorrat am besten die noch festen Früchte nimmt.
Die zerkleinerten Hagebutten (mitsamt Nüsschen und Kernen) auf ein Backblech legen und mehrere Stunden im Backrohr bei niedrigster Temperatur (30-50°C) trocknen lassen.
Dabei das Backrohr nicht ganz schließen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann und sich beim Lagern der getrockneten Hagebutten kein Schimmel bildet. Entweder man lässt die Türe einen Spalt geöffnet oder fixiert einen Holzlöffel in der Tür, wenn sich das Backrohr automatisch schließt.
Danach aus dem Backrohr nehmen und mehrere Tage an der Luft an einem schattigen Ort nachtrocknen lassen, dabei immer wieder wenden.
Sind die Hagebutten vollständig trocken, füllt man sie in ein verschließbares Glas und beschriftet es mit Inhalt und Datum.
Dunkel gelagert, sind die getrockneten Hagebutten etwa ein Jahr haltbar.
Wie du das Juckpulver los wirst
Bei der Beschreibung der Trocknung wird sich jetzt der/die eine oder andere gefragt haben, wieso die Härchen und Nüsse dran bleiben, wenn sie doch Reizungen beim Verschlucken auslösen.
Nun, meine Erfahrung hat gezeigt, dass gerade für die Herstellung von Tee die enorm aufwändige und zeitraubende Methode des Auskratzens der harten Fruchtschalen absolut nicht notwendig ist.
Wichtig ist, den Tee nach der Zubereitung durch einen feinen Papierfilter (Kaffee-, Teefilter) oder einen Dauerfilter abzuseihen.
Das fängt alle Härchen restlos auf. Plus: Die Nüsse geben dem Tee ein feines, leicht vanilleartiges Aroma.
It’s Hagebutten-Tea Time
Die Teezubereitung kann aus den getrockneten Hagebutten und den ganzen Winter hindurch aus den frischen Hagebutten erfolgen.
Für Hagebuttentee macht die Konsistenz keinen Unterschied und man kann sowohl feste als auch bereits weiche Hagebutten direkt vom Strauch verwenden. Auch hier werden die Hagebutten vorab unter fließendem Wasser gewaschen und man schneidet beide Enden ab.
Sind die Hagebutten nach dem Frost bereits sehr weich, zerdrückt man sie einfach mit einer Gabel, um sie zu zerkleinern. So lösen sich mehr Inhaltsstoffe.
Für eine Tasse Hagebuttentee nimmt man 1 EL getrocknete oder 2 EL frische, zerkleinerte Hagebutten.
Die Hagebutten (mitsamt Nüssen) gibt man mit ca. 250 ml kaltem Wasser in einen Topf und lässt das Ganze eine Stunde ziehen. Danach bringt man man den Ansatz zum Kochen und lässt den Tee etwa 10 Minuten schwach köcheln.
Dann wird durch einen feinen Kaffee- oder Teefilter abgeseiht, um auch die feinen Härchen zu entfernen. Fertig!
Die Farbe des Tees ist hellrosa, nicht dunkelrot wie bei gekauftem Hagebuttentee (wird meist mit Hibiskusblüten gemischt).
Nicht Juck- sondern Hagebuttenpulver
Hagebuttenpulver kann man in Reformläden kaufen aber auch selber machen. In der Naturheilkunde dient es als Mittel bei Entzündungen und ebenfalls als Unterstützung für die Abwehrkräfte. Ich streue es gerne als selbstgemachtes Superfood übers Müsli, Porridge oder Suppen. Man kann es zum Backen verwenden oder auch für Smoothies.
Zubereitung
Hergestellt wird das Hagebuttenpulver aus den getrockneten und bereits zerkleinerten Hagebutten (siehe oben Hagebutten trocknen) mitsamt Härchen und Nüssen.
Dazu mahlst du die getrockneten Hagebutten in einem Hochleistungsmixer (ich betone das, da die Nüsse wirklich sehr fest sind) bis du ein feines Pulver erhältst.
Die Reizwirkung der Härchen geht durch den Mixer verloren. Gegebenenfalls kann man aber nach dem Mixen das Pulver noch durch ein Sieb streichen um etwaige, größere Kernreste aufzufangen. Weiters mischt man das Pulver ja auch immer irgendwo unter, was ebenfalls die reizende Wirkung nimmt.
Tipp!
Wer seinem Mixer oder den harten Nüssen dennoch nicht traut, kann die Nüsschen natürlich vor der Trocknung entfernen.
Dazu schabt man die halbierten Hagebutten aus und trocknet nur die Fruchtschalen. Diese werden nach der Trocknung im Mixer zu einem Pulver gemahlen.
„Kerndltee” und Resteverwertung
Entscheidet man sich für diese Variante, würde ich die Nüsse nicht wegschmeißen, sondern seperat trocknen. Man kann daraus einen herrlichen „Kerndltee” machen. Dieser hat ein feines Vanille Aroma und soll harntreibend wirken.
Um die Härchen an den Nüssen los zu werden, gibt man die Nüsse in ein Sieb und streicht mit einem Löffel drüber. Mit der Zeit rutschen die Härchen im Sieb durch und dort bleiben nur die enthaarten Kerne zurück. Ganz ausführlich mit Schritt-für-Schritt Anleitung siehst du das auch im Witchy fruits & deep roots — Herbst Onlinekurs.
Hagebutten Smoothie
Frisch vom Strauch ist doch immer am besten! Der Smoothie deckt mit etwa 55 mg Vitamin C bereits mehr als den halben Bedarf eines Tages.
Zutaten und Zubereitung
Sind die Hagebutten bereits weich, lassen sich die Kerne mitsamt Härchen im Inneren nicht mehr so gut entfernen. Daher sammelt man die Hagebutten am besten bevor sie weich werden – für den Smoothie 10 noch feste Hagebutten an der Zahl.
Dann Hagebutten waschen und halbieren.
Die Kerne gut auskratzen und die zerkleinerteN Hagebutten unter fließendem Wasser nochmal abspülen um die Härchen so gut es geht loszuwerden.
Dann die Hagebutten mit 250 ml Hafermilch, 1 Apfel, 2 Datteln, 1 EL Sonnenblumenkernen und optional 1 TL Hagebuttenpulver mixen und sofort genießen. Yummy!
Noch mehr Hagebutte?!
Die Hagebutte gilt als tolle Durst-Löscherin. Das kann bei Fieber lindernd sein, aber auch an heißen Tagen. Im Sommer liebe ich daher den Hagebutten Eistee. Das Rezept findest du als Rosehip Icetea in meiner Kräutersommer Rezeptsammlung.
Weitere wilde Inspirationen und Rezepte wie das Hagebutten Fruchtleder, ein nährendes Gesichtsöl mit Hagebutten sowie Firecider findest du im Witchy fruits & deep roots — Herbst Onlinekurs.
Witchy fruits & deep roots — Herbst Onlinekurs
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Wildes „Ketchup" aus Hagebutten
Ich bin oft auf der Suche nach pikanten Zubereitungen und liebe, liebe, liebe das Hagebutten „Ketchup“. Es ist abseits der süßen Hagebutten Zubereitungen (Marmelade etc.) ein Rezept der etwas anderen Art. Du wirst erstaunt sein, dass „Ketchup” auch ohne Tomate geht.
Zutaten
100 g Hagebutten
eine rote Zwiebel
etwas Olivenöl
20 g Zucker
30 ml Apfelessig
50 ml Wasser
optional 1 TL Kurkuma
eine Prise Salz
etwas Pfeffer
Zubereitung
Im ersten Schritt wird ein Hagebuttenmus zubereitet.
Dazu werden die Hagebutten gut gewaschen und geputzt (Stiel und schwarzes Käppchen entfernt) und mit etwas Wasser weichgekocht. Zum Auffangen der Nüsse wird das Ganze durch ein Sieb oder die Flotte Lotte gedrückt. Fertig ist das Mus.
So ließe sich das Mus alternativ auch zu Marmelade weiterverarbeiten. Wir wollen aber Ketchup.
Die Zwiebel wird dazu im Olivenöl mit optional Kurkuma angeschwitzt, mit dem Zucker karamellisiert und mit Apfelessig und Wasser abgelöscht.
Dann kommen das Hagebuttenmus, Salz, Pfeffer oder auch andere Kräuter nach Belieben dazu.
Bei kleiner Hitze und unter Rühren lässt man das Ganze für 10 Minuten sanft köcheln und füllt das fertige Hagebutten „Ketchup“ noch heiß in Gläser.
Im Kühlschrank hält es ein bis zwei Monate. Es passt perfekt zu Pasta und Co., aber auch aufs Brot.
Achtung!
Bei sensiblen Personen können die Härchen beim Verzehr von Hagebutten „Ketchup” – auch bei Marmelade und Mus – zu Halskratzen und leichten Magenbeschwerden führen.
Hier würde es sich empfehlen, die Kerne vor der Verarbeitung mit einem Löffel auszuschaben. Diese meditative Arbeit kann ganze Herbstabende füllen.
Für die weitere Zubereitung zum „Ketchup“ werden die Hagebutten dann grob zerkleinert und mit Zwiebeln angedünstet. Der Rest erfolgt wie oben beschrieben. Die Masse muss allerdings im geschlossenen Topf ca. 20 Minuten köcheln und anschließend püriert werden.
Die anfallenden Kerne der Hagebutten können getrocknet und für den Winter bevorratet werden (siehe Kerndltee).
Lust auf mehr?
Im Journal erwarten dich noch viele weitere Leckereien mit Wildobst wie der Holler-Balsamico, Vogelbeersirup, Schlehen-„Oliven” und und und.
Safety & nature first! Um Verwechselungen mit Giftpflanzen auszuschließen sammle bitte nur was du 100% sicher kennst und bestimmen kannst. Und lass’ immer genug in der Natur zurück. Beachte die allgemeinen Sammelregeln.
Viel Spaß mit den Rezepten!
Fotos:
Daniel Hobelsberger