Jahreskreisfest Litha · Sommersonnwende
Wenn die Sonne am Höchststand ist, die Tage am längsten und die Nächte am kürzesten sind, wird der Natur seit jeher eine besondere Kraft zugeschrieben.
Kräuter sollen in dieser Zeit besonders (heil-) kräftig sein weshalb sich die Tage rund um die Sommersonnwende (20.-24. Juni) zum Sammeln besonders anbieten.
Auch als Litha bekannt wird dieses alte und wichtige Jahreskreisfest seit jeher mit vielen naturverbundenen Bräuchen begangen.
Die Sommersonnwende steht im Jahreskreis der Wintersonnwende, mit dem kürzesten Tag und der längsten Nacht, direkt gegenüber und folgt auf Beltane (Walpurgisnacht).
Den Höhepunkt des Sonnenzyklus und den längsten Tag des Jahres zelebrierten die Menschen seit Urzeiten mit großen „Sonnwendfeuern“, Räucherungen und ausgelassen Feiern zu Ehren von Sonne und Licht. Das Feuer symbolisiert dabei die unheimliche Kraft der Sonne. Zum Brauchtum gehörte auch mit Kränzen aus Beifuß durch’s Feuer zu springen um Böses fernzuhalten.
Im Zuge der Christianisierung wurde das Fest von der Kirche übernommen – vielen ist die Sommersonnwende daher heute als „Johanni“, abgeleitet vom heiligen Johannes dem Täufer, am 24. Juni bekannt.
Sonnwendkräuter
Viele Heilkräuter stehen direkt mit den alten Sonnwend’ Bräuchen in Verbindung. Sie werden als „Sonnenkräuter“ bezeichnet und sollen die ganze Kraft der Sonne gebündelt beinhalten. So das Johanniskraut das als „Lichttherapie“ von innen Sonne ins Gemüt bringt. Heute weiß man, wissenschaftlich belegt, dass Johanniskraut ein pflanzliches Antidepressivum ist und unser Gemüt bei depressiven Verstimmungen „erhellen“ kann.
Nach dem Vorbild der Natur
Mit der Sommersonnwende ist die Zeit des Keimens und Wachsens vorbei, die ersten Früchte werden reif und das Ernten und Vorrat anlegen beginnt allmählich.
Sommer- und Sonnenkräuter, die traditionell um die Sommersonnwende gesammelt werden, eignen sich ganz wunderbar zur Konservierung. Sie enthalten oft weniger Wasser als die frischen und saftigen Frühlingskräuter und können sehr gut getrocknet werden. Früher verstand man das auch als „Einfangen der Sonne, des Sommers und des Lichts“ um davon in den kalten, dunklen Wintermonaten zu profitieren.
Traditionelle Sonnwendkräuter
Typische Sonnwendkräuter sind Kamille, Ringelblume, Malve, Rotklee, Schafgarbe, Steinklee, Labkraut, Wildrose, Holunder- und Lindenblüten und natürlich das Johanniskraut.
Johanniskraut
(Hypericum perforatum)
Johanniskraut als Wildpflanze
Johanniskraut ist als Wildpflanze ab Juni anzutreffen, bevorzugt an sonnigen und steinigen Standorten wie Böschungen, Wiesen und am Waldrand. Rund um die Sommersonnwende (Johanni) beginnt es zu blühen und hat daher auch seinen Namen.
Zum Sammeln nimmt man am besten eine Schere und schneidet das Johanniskraut ein paar Zentimeter über dem Erdboden ab. Wichtig ist auch auf gutes Wetter zu achten. Das Johanniskraut sollte für die Herstellung des Rotöls nur an warmen und sonnigen Tagen gesammelt werden.
Johanniskraut kann bis zu 90cm hoch werden. Die ovalen Blätter sitzen gegenständig am verholzenden Stängel, welcher sich nach oben hin verzweigt. Die Blätter sind ganzrandig und kahl. Die Blüten sind gelb und haben fünf Blütenblätter.
Es gibt viele verschiedene Johanniskrautarten. Traditionell wird für Tee und Ölauszug nur das Gefleckte Johanniskraut verwendet. Folgende Merkmale garantieren dass es sich um das „richtige“ Johanniskraut (Hypericum perforatum) handelt:
Werden die Blüten zwischen den Fingern zerrieben färben sie diese rot.
Der Stängel hat eine spürbare Längskante und ist zweikantig.
Gegen das Licht gehalten erscheinen die grünen Laubblätter durchlöchert (transparente Öldrüsen).
Aus den sonnengelben Blüten kann das hautheilende Rotöl sowie ein stimmungsaufhellender, nervenstärkender Tee hergestellt werden. Eine Kur mit Johanniskrauttee kann leicht beruhigend wirken, die Serotoninausschüttung („Glückshormon“) regulieren und depressive Zustände positiv beeinflussen. Bereits Hildegard von Bingen bezeichnete das Johanniskraut wohlwissend als „Arnika der Nerven“.
Achtung!
Bei innerlichen Anwendung als Kur kann es zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit und in Folge zu schnelleren Sonnenbrand und Pigmentflecken kommen. Langes Sonnenbaden, Höhensonne und Solarium sollten gemieden werden. Bei der äußerlichen Anwendung ist diese Reaktion äußerst selten und zu vernachlässigen. Nicht geeignet in der Schwangerschaft und Stillzeit. Bei kurmäßiger Einnahme kann die Wirkung der Pille herabgesetzt werden.
Kräuter richtig trocknen
Kraft der Sonnenkräuer einfangen
Die Trocknung stellt die einfachste Form der Haltbarmachung von Kräutern dar. Während die Pflanze trocknet gibt sie Feuchtigkeit ab und Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen wird der Nährboden entzogen. Fäulnis und Schimmel werden verhindert und die Blüten und Blätter so länger haltbar gemacht. Später im Jahr kann auf die Heil- und Wildkräuter zurückgegriffen werden. Sie dienen als Basis für Tees, Ölauszüge, Tinkturen, Räucherungen Gewürze, Kräuterbäder und Co.
Anleitung zum Kräuter trocknen
Für die Trocknung wird am besten an sonnigen und warmen Tagen gesammelt. Der beste Zeitpunkt ist der späte Vormittag rund um die Mittagszeit. Der Morgentau sollte bereits verdunstet und die Pflanzenteile völlig trocken sein.
Manche Inhaltsstoffe, wie ätherische Öle, entwickeln sich erst richtig bei Sonnenschein. Diese pflanzlichen Duftstoffe sind für eine Reihe an Heilwirkungen zuständig und es wäre schade um sie.
Vielleicht hast du auch schon mal bemerkt, dass Blüten von z.B. Rosen und Lavendel nach längerem Regen nicht so gut duften wie bei Sonnenschein. Deshalb wird an regnerischen Tagen für Heilzwecke nicht gesammelt und auch nach einer längeren Regenperiode sollte damit ein paar Tage gewartet werden.
Um Wirkstoffverluste zu vermeiden werden die Pflanzenteile weder vor noch nach dem Trocknen zerkleinert und schon gar nicht gewaschen. Deshalb ist es umso wichtiger nur an unbelasteten Standorten und auch nur saubere Pflanzen zu sammeln.
Die optimale Trocknung findet an einem luftigen, schattigen und warmen Platz statt. Direktes Sonnenlicht sollte vermieden werden.
Nach 7-14 Tagen ist die Trocknung abgeschlossen. Pflanzenteile wie Blüten und Blätter lassen sich leicht brechen und rascheln zwischen den Fingern.
Da die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe nicht gleichermaßen über die ganze Pflanze verteilt sind werden mal Blüten, mal Blätter und manchmal auch das ganze Kraut gesammelt. Wie getrocknet wird hängt von den jeweiligen Pflanzenteilen ab.
Möchte man nur gewisse Pflanzenteile wie Blätter (z.B. Walderdbeerblätter) oder Blüten (z.B. Rotklee, Holunderblüten) trocknen, legt man diese nebeneinander an der Luft auf. Als Unterlage eignen sich Gitter, Siebe und spezielle Kräutertrockengestelle welche sicher stellen dass an alle Seiten Luft kommt. Aber auch ohne spezielle Vorrichtungen funktioniert die Trocknung: Blüten oder Blätter werden einfach nebeneinander auf einem Leintuch oder Papier aufgelegt. Wichtig ist, dass die Pflanzenteile nicht übereinander gelegt und immer wieder gewendet werden.
Wird das ganze Kraut gesammelt wie es bei Schafgarbe, Johanniskraut, Beifuß, Labkraut etc. der Fall ist, werden diese zu Sträußen gebündelt und kopfüber aufgehängt.
Getrocknete Kräuter richtig lagern
Neben der schonenden Trocknung ist auch die richtige Lagerung entscheidend für Wirksamkeit und Qualität der Kräuter. Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Sonne werden die getrockneten Pflanzen in einem verschließbaren Gefäß dunkel gelagert. Entweder man verwendet lichtundurchlässiges Braunglas oder alte, saubere Marmeladegläser welche in einen Schrank gestellt werden.
Wichtig ist alle Gläser mit Inhalt und Datum zu versehen. Gerade wenn mehrere, verschiedene Pflanzen aufbewahrt werden kann das zu einem regelrechten Chaos im Schrank führen.
Getrocknete Pflanzen sollten innerhalb eines Jahres, also bis zur nächsten Sammelsaison, verbraucht werden.
Räuchern zu Litha
Für ein schönes Sonnwend’ Ritual eignen sich getrocknete Kräuter die um die Sommersonnwende blühen und die Sonne in ihrer Farbe und Form symbolisieren wie Ringelblume, Kornblume, Margerite, Kamille, Rose, Holunderblüten und Johanniskraut.
Räucherkräuter
Sonnenkräuter gelten als „Lichtbringer“ und fördern die Harmonie. Aber auch Salbei, Beifuß und Schafgarbe eignen sich und sind typische reinigende Räucherpflanzen.
Ich mische aus diesen getrockneten Pflanzen gerne intuitiv eine Räucherung für die Sommersonnwende und gehe damit abends durchs ganze Haus. Danach werden alle Fenster geöffnet um die frische Sommerluft herein- und die „negativen Energien“ rauszulassen.
Man kann aus frischen Sonnwendkräutern auch ganz einfach ein Räuchersträußchen binden und dieses nach der Trocknung räuchern.
Die Zeitqualität rund um die mächtige Sommersonnwende eignet sich auch um bei einem Räucherritual in sich reinzuhorchen und für Fragen wie: Wofür brenne ich? Wie kann ich meinem inneren Feuer folgen? Oder: Wie sieht Genuss für mich aus?
Erlaubt beim Räuchern ist alles, was sich intuitiv gut anfühlt. Eine kleine Einführung in das Thema Räuchern findest du auch im Beitrag „Räuchern neu entdecken“.
Wenn dich die Jahreskreisfeste und das Räuchern besonders interessieren, schau doch mal beim Cosmic Scent — Räucherkunde Onlinekurs vorbei. Dort zeige ich dir auch wie du dein eigenes Sonnwend’ Räucherbündel bindest. Mein kostenloser Jahreskreis Newsletter begleitet dich durch's Jahr.
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Sonnwend’ Rezepte
Es gibt viele Möglichkeiten dieses Jahreskreisfest zu feiern. Mit großen Feuern, wilden Tänzen und Ausgelassenheit. Oder du begehst es im Kleinen mit achtsamen Ritualen und Rezepturen die dir helfen die Wärme und die Sonnenenergie einzufangen und für später zu konservieren. You do you!
Johanniskrautöl
oder Rotöl
Rotöl wird aus den sonnengelben Blüten des Johanniskrauts hergestellt und ist ein natürlicher Helfer aus dem Bereich der Naturheilkunde. Äußerlich, als Einreibung, wird es dank seiner entzündungshemmenden, durchblutungsfördernden, wärmenden und wundheilenden Wirkung seit jeher bei schlecht heilenden Narben, Verbrennungen, Rheuma, Muskelschmerzen, Hexenschuss, Verstauchungen und Sonnenbrand verwendet.
Seinen Namen hat das Rotöl von der leuchtend roten Farbe des fertigen Öls. Auf den Blütenblättern des Johanniskrauts befinden sich winzig kleine Farbdrüsen, die bei genauer Betrachtung als schwarze Punkte erkennbar sind. In diesen ist ein Stoff, das sogenannte Hypericin gespeichert, welches die rote Farbe an das Öl abgibt. Diesem roten Farbstoff, der sich auch zeigt, wenn man die Blüten und Blütenknospen zwischen den Fingern zerreibt, hat das Johanniskraut aber auch seine Volksnamen wie Blutkraut, Jesuwundenkraut, Johannisblut und Wundkraut zu verdanken.
Direkt nach dem Sammeln werden die frischen Blüten und ein Teil der Blätter von den Stängeln gezupft und grob zerkleinert. Dann wird ein sauberes, verschließbares Glas zu zwei Drittel damit befüllt und das Glas vollständig mit Olivenöl (oder Sonnenblumenöl etc.) aufgegossen. Das Glas wird am besten die erste Woche nur mit einem Tuch abgedeckt. Feuchtigkeit kann so entweichen und die Gefahr der Schimmelbildung wird reduziert. Danach kann man das Glas verschließen. An einem schattigen und warmen Platz lässt man den Ölauszug etwa 4 Wochen stehen. Während der Ziehzeit darf immer wieder kräftig geschüttelt werden. Anschließend kann das Rotöl durch ein Tuch oder einen Filter abgeseiht und anschließend abgefüllt werden. Es ist dunkel gelagert etwa 1 Jahr haltbar.
Kamillenblütenöl
Die Kamille zählt für mich, wie das Johanniskraut, zu den Sonnenkräutern. Sie gilt als eine der wichtigsten und am meisten geschätzten Heilkräutern und hat viele Einsatzgebiete.
Wild ist sie leider kaum mehr zu finden. Früher war sie eine typische Begleitpflanzen in Getreidefeldern. Durch den hohen Einsatz von chemisch-synthetischen Dünge- und Spritzmittel ist sie aber in freier Natur kaum mehr anzutreffen. Im Garten oder am Balkon lässt sie sich gut kultivieren.
Ein Öl aus frischen oder getrockneten Kamillenblüten kann auf gleiche Art und Weise wie das Rotöl hergestellt werden.
Es ist ein wunderbares Hautöl für gestresste, gereizte, gerötete oder schuppige Haut. Es regt die Geweberegeneration an, wirkt juckreizstillend und wundheilend.
Das Kamillenöl kann auch als Baby-Massageöl genutzt werden. Dazu wird es einfach sanft in die Haut am Bauch einmassiert – das hat eine beruhigende Wirkung bei Bauchschmerzen.
Sonnwend’ Blüten-Erdbeerbowle
Und zu guter Letzt noch ein feines Rezept als perfekte Begleitung in Sommernächten und zum Sonnwendfeuer.
Dazu 1 gute Handvoll Blüten wie Holunder-, Linden- oder Rosenblüten mit Apfelsaft aufgießen. Eine kleine Handvoll Wald- oder Gartenerdbeeren (geviertelt) dazu geben und das Ganze über Nacht bzw. mehrere Stunden ziehen lassen.
Dann abseihen, optional 2 EL Rosenhydrolat (Lebensmittelqualität!) oder selbstgemachten Sirup wie z.B. Rotklee- oder Holunderblütensirup dazugeben und mit etwas Mineralwasser / Soda oder Sekt aufspritzen. Enjoy!
Sommersonnwende auf den Ohren? Bei Christina von Matcha Mornings findet ihr die Folge „Wild- und Heilkräuter & die Sommersonnenwende“ mit mir in ihrem Kräuter Podcast.
Matcha Mornings x Blatt & Dorn
· Kräuter Podcast ·
Matcha Mornings x Blatt & Dorn · Kräuter Podcast ·
Lass’ uns also in der Sonne baden, Blumenkränze binden, durch hohe Wiesen laufen, die sonnengeküsste Haut mit duftenden Ölen einhüllen, durch laue Abend mit nassem Haar tanzen. Ich wünsch’ dir von Herzen eine magische Sommersonnwende!
Fotos:
Daniel Hobelsberger