— Pflanze des Monats: Scharbockskraut
FEBRUAR
Das Scharbockskraut ist eine der ersten Wildpflanzen, die ab Jänner / Februar, sobald der Schnee schmilzt, saftig-grün durchs braune Laub blinzeln. Es ist damit ein wichtiger Frühlingsbote im neuen Jahr und markiert den Eintritt in die neue Kräuter-Sammel-Saison.
Für uns ist das Scharbockskraut ein netter Frühlingsgruß, aber für die Menschen früher war es von sehr großer Bedeutung. Wegen seines hohen Vitamin C Gehaltes wurde das Kraut erfolgreich gegen Skorbut (Vitamin C Mangelerkrankung) eingesetzt. Die Winter waren karg und hinsichtlich der Lebensmittelauswahl eintönig. Sobald es ging, zogen die Menschen daher im Frühjahr los und sammelten das langersehnte, erste frische Grün des Jahres, um den Körper mit wichtigen Vitaminen zu versorgen. Die Wichtigkeit dieser grünen Nährstoffbringer zeigt sich auch in überlieferten Bräuchen – wie der Gründonnerstagssuppe bzw. der 9-Kräutersuppe. Vom ersten Grün versprach man sich Gesundheit für das ganze Jahr.
Aus dem Winterschlaf erwacht:
Scharbockskraut
Das Wort „Scharbock“ ist ein altes Wort für Skorbut. Auch der „böse Wintergeist“ wurde früher als „Scharbock“ bezeichnet. Er wurde verantwortlich gemacht für Symptome wie Müdigkeit, Blässe und Antriebslosigkeit im Frühjahr – heute bekannt als Frühjahrsmüdigkeit.
Botanik & Erkennungsmerkmale
Botanischer Name
Ficaria verna
Familie Hahnenfußgewächse
Standort
Das Scharbockskraut wächst bevorzugt auf feuchten, kühlen und nährstoffreichen Böden, im Wald, Garten, Auenwäldern und Laubmischwäldern.
Die wichtigsten Merkmale
Wächst flach am Boden, meist „teppichartig”
Blätter: rundlich-herzförmig, spezielle Aderung, lange gestielt, neigen sich zum Boden, Blattrand ganzrandig, teilweise schwach gezähnt, fettig glänzend
Blüte: einzeln mit 8-11 goldgelb glänzenden Blütenblättern, Hauptblütezeit März-Mai
Mehrjährig
Bildet Wurzel- und Brutknöllchen aus
Die Vermehrung erfolgt weitgehend über Brutknöllchen, diese entwickeln sich nach Blüte in den Blattachseln und fallen zu Boden
Wurzelknöllchen: stärkehaltig, unterirdisches Speicherorgan mit Reservestoffen
Verwechselungen sind – aufgrund ähnlicher Blattformen und weil vor der Blüte gesammelt wird – mit der ungiftigen und essbaren Gundelrebe, dem Ehrenpreis, der Knoblauchrauke und mit der leicht giftigen Haselwurz möglich. Die Gundelrebe hat im Gegensatz zum Scharbockskraut gekerbte, meist behaarte Blätter und verströmt beim Zerreiben einen aromatischen Geruch. Auch die Blätter der Ehrenpreis Arten sind meist gekerbt. Die Haselwurz bildet insgesamt größere Blätter aus (3-6cm groß). Gesammelt wird bitte, wie immer, nur was man sicher kennt!
Im Witchy Spring Vibes — Onlinekurs Frühling zeige ich dir die Erkennungsmerkmale ganz genau per Video und es erwarten dich jede Menge Wildkräuterrezepte.
Verwechslungsgefahr
Verwendete Pflanzenteile
In der deutschen Schweiz wird das Scharbockskraut auch „Glitzeri“ genannt, weil Blätter und Blüten wie lackiert aussehen. Vom Scharbockskraut verwenden wir aber nur die frischen Blätter. Sie können von Februar bis April, vor der Blüte, gesammelt werden. Die Blattstängel sind weich und werden einfach mit den Fingern abgezwickt – zum Sammeln brauchst du also keine Schere. Nach dem Sammeln sollten die Blätter gut gewaschen und bald verzehrt werden. Im Kühlschrank, in ein feuchtes Tuch gewickelt, halten sie 1-3 Tage.
Healthy Herbarium:
Das Scharbockskraut in der Naturheilkunde
Die feinen, glänzenden Scharbockskraut Blätter enthalten hohe Mengen Vitamin C – genau genommen 3x so viel wie die Zitrone (130mg auf 100g). Daneben sind viele weitere Vitalstoffe enthalten – hervorzuheben sind Saponine, Gerbstoffe und Protoanemonin.
Anwendung
Aufgrund des hohen Vitamin C Gehalts soll das Scharbockskraut die Abwehrkräfte unterstützen können. Die enthaltenen Saponine wirken allgemein sekretionsanregend. Das bedeutet sie können Magen, Leber, Nieren und damit den gesamten Stoffwechsel anregen, wirken harn- und schweißtreibend und leicht abführend. Ein Grund weshalb das Scharbockskraut bei Frühjahrskuren und Frühjahrsmüdigkeit Einsatz findet. Wegen der auswurffördernden und schleimlösenden Wirkung der Saponine wird es in der Naturheilkunde auch bei Husten angewendet. Hautunreinheiten und Hämorrhoiden findet man in alten Kräuterbüchern ebenfalls unter den Einsatzgebieten.
Vorsicht!
Das leicht giftige Protoanemonin findet sich in vielen Hahnenfußgewächsen – in schwankenden Mengen. Es wird auch als „Scharfstoff“ bezeichnet, was vom leicht scharfen Geschmack herrührt. Zu Beginn ist der Protoanemonin Gehalt im Scharbockskraut niedrig und gilt als vernachlässigbar. Mit zunehmendem Wachstum steigt der Gehalt, was schleimhautreizend wirken und Übelkeit, Durchfall und Erbrechen verursachen kann. Ab Erscheinen der gelben Blüten sollten die Blätter daher nicht mehr genutzt werden. Die Blüten dürfen ebenfalls nicht verwendet werden.
Verzehrempfehlung
Allgemein gilt: Vom Scharbockskraut sollen wir nicht zu viel essen, eine kleine Handvoll am Tag reicht. Am besten wird Scharbockskraut – richtig dosiert – frisch aufgenommen. Dazu kann es gegessen, aber auch zu Smoothies, Tees und Frischpflanzensäften verarbeitet werden.
Frischpflanzensaft
Dazu eine Handvoll frisches Scharbockskraut gut waschen, mit 200 ml Wasser mixen und ggf. abseihen. Die Menge ergibt 4 kleine Shots. Du kannst den Saft auch in Eiswürfelformen einfrieren und nach Bedarf zugreifen.
Collect & enjoy:
Das Scharbockskraut in der Küche
Der Geschmack des Scharbockskrauts kann als leicht säuerlich-scharf bezeichnet werden. Für manche schmeckt es aber einfach neutral. Die Saponine können etwas kratzig-bitter schmecken und zu leichtem Halskratzen führen.
Die Blätter sind knackig und passen ausgezeichnet als Extra-Vitaminkick in einen Blatt- oder Kartoffelsalat, zum Frühlings Kräuterpesto, in Aufstriche oder als Topping auf jedes Gemüsegericht sowie aufs Butterbrot.
Mit seinem leicht säuerlich-scharfen Geschmack passt das Scharbockskraut meiner Meinung nach ideal zu Kartoffeln. Ich mische die knackigen Blätter gerne in Kartoffelsalat oder verwende sie wie hier für gefüllte „Eier“.
Deviled „Eggs“ vegan
Zutaten
10 kleine Kartoffeln
1 Handvoll Scharbockskraut
2-3 TL Senf
5 TL vegane Mayonnaise
1/2 TL Kala Namak
Pfeffer
Kapern oder „falsche“ Kapern
Zubereitung
Die Kartoffeln waschen und kochen, abkühlen lassen. Scharbockskraut waschen und die Hälfte kleinschneiden. Für die Füllung Senf mit veganer Mayo, Kala Namak (würziges Salz das für den Eigeschmack sorgt), kleingeschnittenen Scharbockskraut und einer Prise Pfeffer mischen. Dann die gekochten Kartoffeln längs halbieren, einen Teil ausstechen bzw. aushöhlen (mit einem Löffel oder Kugelausstecher) und die Füllung einfüllen. Mit Paprikapulver, Kapern oder „falschen Kapern“ (Gänseblümchen, Bärlauch, Löwenzahn, Hollerbeeren) und dem restlichen Scharbockskraut garnieren.
Alternativ kann statt Scharbockskraut auch Bärlauch, Brunnenkresse, Sauerampfer etc. verwendet werden.
Alles über Kräuter, richtiges Bestimmen, Erkennen, Sammeln und Verarbeiten findest du auch im Vitamin wild — Kräuterkunde Onlinekurs.
Vitamin wild — Kräuterkunde Onlinekurs
→ → →
Vitamin wild — Kräuterkunde Onlinekurs → → →
Fotos:
Daniel Hobelsberger
Valerie Jarolim